Umwelt
Südtiroler Gletscher gefährdet
21.03.2025
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher und den 21. März zum Welttag der Gletscher erklärt.
Auch in Südtirol werden in diesem Jahr zahlreiche internationale, nationale und lokale Veranstaltungen auf die fundamentale Bedeutung der Gletscher für den Wasserkreislauf und das globale Klimasystem hinweisen. Koordiniert werden sie vom Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz, der für Glaziologie zuständigen Stelle des Landes Südtirol. Geplant sind u. a. die Neuauflage der Wanderausstellung Goodbye Glaciers in Zusammenarbeit mit Eurac Research, Universität Innsbruck und Museum der Wissenschaften Muse in Trient, die im Sommer in Trient, Bozen und Innsbruck zu sehen sein wird. Zudem wurde der Weißbrunnferner symbolisch in die weltweite Liste der Opfer des Klimawandels aufgenommen, in Ulten ist ein Lehrpfad über von Gletschern geformten Landschaft und ihrer jüngsten Entwicklung geplant.
Gletscher sind Seismographen für den Klimawandel. In Südtirol sollen mit Hilfe des Klimaplans Veränderungen in den Lebensbereichen wie Energie, Verkehr und Landwirtschaft auf dem Weg gebracht werden, um in 15 Jahren klimaneutral zu sein.
Im Jahr 2023 hat sich die Fläche der Südtiroler Gletscher auf 72 Quadratkilometer reduziert. 2017 betrug sie noch 85,9 km2 (+16,2 %), 1997 waren es 122 km2 (+ 41,0 %). Insbesondere seit zehn Jahren verschwinden Gletscherflächen mit rasant zunehmender Geschwindigkeit. Dass sich Gletscher in immer höhere Lagen zurückziehen, deutet darauf hin, dass sie von einem Gleichgewicht weit entfernt sind.
Im Osten, wo die Gletscher im Durschnitt dünner und weniger strukturiert sind, ist der Gletscherschwund stärker ausgeprägt als im Westen. Einzige Ausnahme ist die Texelgruppe, wo sehr kleine Gletscher schneller auf den Klimawandel reagieren. Genau in diesen Gebieten hat der neue Gletscherkataster auch das Verschwinden zweier Gletscher offiziell festgehalten: des Rotsteinferners in der Rieserfernergruppe und des Blaulackferners im Zieltal. Das Schwinden der Gletscher geht mit ihrer fortschreitenden Fragmentierung einher und mit einem Anstieg der Anzahl der Gletscherteile von 325 im Jahr 1997 auf 549 im Jahr 2017 und auf 729 im Jahr 2023 sowie einem Anstieg des Anteils der Gletscherfläche in der kleinsten Größenklasse (unter 0,1 Quadratkilometer) von fünf Prozent (1997) auf zehn Prozent (2023).
Die Zunahme der Schuttbedeckung der Gletscher ist ebenfalls offensichtlich, was auch mit Hilfe der neuen Fernerkundungsmethoden von Eurac Research ermittelt wurde. Die größten Masseverluste treten auf Gletschern mit geringerer Schuttbedeckung auf. Die durchschnittliche Masseabnahme der Südtiroler Gletscher seit dem letzten Inventar im Jahr 2017 beträgt minus 8,7 Meter, das sind etwa minus 1,4 Meter pro Jahr. Der Obere Ortler Ferner, der höchstgelegene Gletscher Südtirols, hat in nur sieben Jahren einen Masseverlust von nicht weniger als 5,1 Meter erfahren.
(LPA; Foto: LPA/Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz)