Wirtschaft
Bauernbund: Jahresversammlung des Bezirks Wipptal in Wiesen
29.01.2025
Die Gemeinderatswahlen und die Herausforderungen für die Bergbauern standen am Dienstag (28. Jänner) im Mittelpunkt der diesjährigen Versammlung des Bauernbund-Bezirks Wipptal um Obmann Matthias Braunhofer. Landesrat Luis Walcher präsentierte seine Ideen zur Stärkung der Berglandwirtschaft und kündigte an, am Mittwoch (29. Jänner) in Rom über ein Wolfsmanagement zu verhandeln.
Zwei Neuerungen kommen heuer auf die Bergbauern zu: Im März startet die Ausbildung zum Tierhalter. Damit trägt der Gesetzgeber dem Wunsch vieler Konsumenten nach einem zeitgemäßen Tierwohl Rechnung. Während in Südtirol die Bauern in ihren kleinstrukturierten Betrieben sehr sorgsam mit ihren Tiere umgingen, gebe es in anderen Regionen in der Massentierhaltung hin und wieder Probleme, so Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser. Daher müssten alle Tierhalter mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung oder ohne entsprechende Ausbildung einen Kurs und eine Prüfung absolvieren. Für Tierhalter mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung reicht eine Prüfung aus. „Dem Südtiroler Bauernbund, dem Landestierärztlichen Dienst, der Landesverwaltung, dem Beratungsring Berglandwirtschaft, dem Sennereiverband und weiteren Partnern ist in intensiven Verhandlungen gelungen, wesentliche Vereinfachungen zu erzielen, sodass die Ausbildung und die Prüfung machbar sind. Das war gar nicht so einfach, weil in Rom vielfach das Verständnis für die besondere Situation in der Berglandwirtschaft fehlt“, so Gasser.
Gleiches gilt für die zweite Neuerung, das Tierwohlsiegel. Dass es den Tieren gut geht, soll ab diesem Jahr zertifiziert werden. „Wir haben erreicht, dass auch die Anbindehaltung in Kombination mit dem Weidegang zertifizierbar ist. Das war am Anfang so nicht vorgesehen.“ Einige offene Punkte müssen noch geklärt werden. Klar sei aber schon jetzt, dass es Classyfarm und die Zertifizierung für bestimmte Förderungen und zukünftig wohl auch für die Vermarktung notwendig sein werde. Dank der engen Zusammenarbeit der interessierten Verbände und des Landes sei es gelungen, Vereinfachungen durchzusetzen.
Ein weiteres Thema waren die anstehenden Gemeinderatswahlen am 4. Mai. „Fast alle Entscheidungen in den Gemeinden betreffen direkt oder indirekt die Landwirtschaft. Daher ist für uns eine starke bäuerliche Vertretung immens wichtig“, unterstrich Gasser. Besonders der Gemeindeentwicklungsplan sei eine Herausforderung für die Landwirtschaft. Er rief die Anwesenden dazu auf, rasch geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Interessierte könnten sich auch selbst an die SBB-Ortsgruppen wenden. „Wir als Südtiroler Bauernbund werden die bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten wieder beraten und unterstützen. Nach der Wahl organisiert der SBB Informationsveranstaltungen, Fachtagungen, Kurse und Webinare zu aktuellen Themen. Es brauche sich also niemand die Sorgen haben, dass die Gemeindearbeit nicht zu schaffen sei.
Landesrat Luis Walcher überraschte mit der Ankündigung, am Mittwoch (29. Jänner) in Rom mit Vertretern der ISPRA zum Thema Wolf zusammenzutreffen. „Wir werden wieder klar sagen, dass wir ein Wolfsmanagement wollen.“ Es dürfe nicht zu einer Situation wie im Apennin kommen, wo es sehr viele Wölfe, aber keine Landwirtschaft mehr gebe.
Erfreulich ist für Walcher, dass erstmals die Milchmenge seit zehn Jahren nicht mehr zurückgegangen ist. Dies sei ein Verdienst der größeren und kleineren Milchhöfe. Um die Vermarktung weiter zu stärken, will das Land zukünftig mehr in die Vermarktung investieren. Derzeit würden die heimischen Milchprodukte vielfach günstiger verkauft als die großer bekannter Marken, die in der Qualität nicht mit der heimischen mithalten könnten.
Eine große Herausforderung stelle die Waldbewirtschaftung dar. Nach Windwürfen, Schneedruck und dem Borkenkäfer müsse es das Ziel sein, den Wald rasch wieder aufzuforsten. Die Aufforstungen sollten besser unterstützt werden, war eines der Anliegen der Bäuerinnen und Bauern auf der Bezirksversammlung. Zudem sei beim Holzpreis noch Luft nach oben.
Eines der großen Ziele von Luis Walcher ist die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Hier sei mehr Ehrlichkeit nötig. Zudem müssen alle an einem Strang ziehen. Die etwas höheren Preise für heimische Lebensmittel dürfen keine Ausrede sein, nicht lokal einzukaufen. Als positives Beispiel nannte Landesrat Walcher das Eggental, wo Touristiker mit Bauern erfolgreich zusammenarbeiten und einen Mehrwert für alle schaffen. Dieses Beispiel wünscht sich Walcher für das ganze Land. Mehr Unterstützung kündigte der Landesrat für Aufzuchtbetriebe an, Potential gebe es beim Fleisch.
Walcher ist überzeugt, dass es mit der Landwirtschaft gut weitergehen wird. Er selbst wolle weiterhin zuhören und die Entscheidungen „mit Hausverstand“ treffen.
Laut Landtagsabgeordnetem Franz Locher müsse "die Politik einiges in den Griff kriegen". Nicht zufrieden ist Locher mit dem Landeshaushalt. Während dieser stark gestiegen sei, bleibe das Budget für die Landwirtschaft unverändert. Hier müsse Klartext geredet werden. Auch bei der Rentenaufstockung für Bauernrentner und bei der Bürokratie gebe es noch viel zu tun. Zudem wünscht sich Locher eine noch bessere Holzvermarktung, wobei er ein Lob für die Holzindustrie aussprach, die sehr flexibel war und viel Schadholz abgenommen habe.
Amtstierarzt Heinz Dietmar Kluge informierte über die Maul- und Klauenseuche in Deutschland und rief dazu auf, vorsichtig zu sein und aktuell keine Tiere aus Deutschland zuzukaufen.
Stefan Gufler, Bürgermeister von Pfitsch, dankte im Namen aller Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für den Einsatz der Bergbauern.
Ehrungen
Feierlicher Höhepunkt war die Ehrung von Hubert Holzknecht. Er war von 1992 bis 2023 im Sterzinger Ortsbauernrat, davon drei Amtsperioden als Obmann und drei als Stellvertreter sowie viele Jahre im Bezirksbauernrat tätig. Er erhielt das Ehrenzeichen in Silber des Südtiroler Bauernbundes.
Im Bild: Aus den Händen von Bezirksleiterin Verena Platter, Bezirksobmann Matthias Braunhofer und Landesobmann Daniel Gasser erhielt Hubert Holzknecht das Ehrenzeichen in Silber des Südtiroler Bauernbundes. (Foto: SBB)