Verkehr
Aufhebung des LKW-Nachtfahrverbotes kommt für Tirol "nicht in Frage"
07.01.2025
Seit dem 1. Januar 2025 ist die Luegbrücke am Brenner aufgrund von Sanierungsarbeiten nur noch einspurig befahrbar. "Seither sind massive Verkehrsbehinderungen und Staus auf der Autobahn und angrenzenden Staatsstraße an der Tagesordnung“, so die Handelskammer Bozen in einer Presseaussendung. Die Handelskammer fordert dringend "verkehrsentzerrende Maßnahmen" wie die Aufhebung des Nachtfahrverbots für LKWs und die Überarbeitung des Fahrverbotskalenders.
Vor allem in den Nachtstunden herrscht auf der Brennerautobahn kaum Verkehr. Tagsüber konzentriert sich der LKW-Verkehr in den wenigen erlaubten Zeitfenstern, was zu einer noch höheren Belastung der Verkehrsinfrastruktur führt. Die Handelskammer fordert daher, das Nachtfahrverbot für LKWs vorübergehend auszusetzen, um den Verkehrsfluss gleichmäßiger zu verteilen und den Stau in den Tagesstunden zu reduzieren.
Insbesondere die Bevölkerung des Wipptals werde durch die Staus noch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Südtiroler und italienische Wirtschaft leide unter den Verzögerungen, die zusätzliche Kosten verursachen. Ohne sofortige Entlastungsmaßnahmen sei auch die Nahversorgung zunehmend gefährdet, da Lieferketten immer weiter unter Druck geraten. Auch der Tourismus werde durch die erschwerte Erreichbarkeit beeinträchtigt. Unternehmen wie Bevölkerung seien auf zuverlässige Transportwege und die rechtzeitige Ankunft von Gütern des täglichen Bedarfs angewiesen.
Den LKW-Verkehr beschränken zudem die Ende Dezember zusätzlich beschlossenen LKW-Fahrverbote auf der A12 Inntal Autobahn, der A13 Brenner Autobahn und der A14 Rheintal/Walgau Autobahn an allen Samstagen vom 11. Jänner bis 15. März, am Samstag, den 12. April und an allen Samstagen vom 7. Juni bis 27. September (7.00 bis 15.00 Uhr), am Donnerstag, den 17. April, am Freitag, den 18. April, am Mittwoch, den 28. Mai, am Mittwoch, den 18. Juni und am Donnerstag, den 2. Oktober (7.00 bis 22.00 Uhr).
Auch der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) ruft die österreichische Infrastrukturgesellschaft ASFINAG auf, ihren Fahrtenkalender dringend zu überarbeiten. Dieser Kalender legt fest, an welchen Tagen die Luegbrücke zweispurig befahren werden kann. „Eine Brücke, die am 31. Dezember noch doppelspurig befahrbar war, sollte auch eine Woche länger noch ohne Bedenken nutzbar sein. Es gibt keine rationale Erklärung, wieso dieses verkehrsreiche Wochenende nicht noch nach altbewährtem Schema abgewickelt wurde, anstatt von einem auf den anderen Tag die Kapazität über den Brenner zu halbieren“, so HGV-Präsident Manfred Pinzger. Unter den gegebenen Voraussetzungen sei an ein erfolgreiches Wirtschaften in den nächsten drei Jahren nicht zu denken.
Kritik kommt auch von den „Belvita Leading Wellnesshotels Südtirol", die eine sofortige Aufhebung des LKW-Nachtfahrverbotes fordern, um den Verkehr tagsüber
zu entzerren und dadurch sowohl den privaten Reiseverkehr als auch den
Gütertransport zu entlasten.
Für Tirol kommt es nicht in Frage, die Lkw-Nachtfahrverbote aufzuweichen oder die Blockabfertigungen abzuschaffen. „Gerade heute (7. Jänner) hat man wieder deutlich gesehen, dass nur durch eine gezielte Dosierung der Verkehrsfluss durch Tirol aufrecht erhalten werden kann“, so Verkehrssprecher der ÖVP Tirol, Florian Riedl. "Die Anrainer entlang der Transitrouten sind ohnehin bereits an der Belastungsgrenze, hier zusätzlich auch noch nachts Lkwfahren zu lassen, ist jedenfalls kontraproduktiv.“ Riedl appelliert stattdessen in Richtung Handelskammer Bozen, sich konstruktiv für eine langfristige Lösung in der Transitverkehrsproblematik einzubringen: „Wir brauchen ein intelligentes Verkehrsmanagementsystem von München bis nach Verona und einen Brennerbasistunnel mit gut ausgebauten Zulaufstrecken im Norden und im Süden sowie funktionierenden RoLa-Terminals.“