Wirtschaft
Robin: "Gerecht finanzieren statt Leistungen kürzen"
05.12.2024
Jedes Jahr dieselbe Debatte: Wie sieht die Zukunft der Renten in Italien aus? Der Verbraucherschutzverein Robin warnt vor Sparmaßnahmen und dem kapitalmarktorientierten Ausbau von Zusatzrenten. Weit wichtiger sei es, die Finanzierung gerechter und nachhaltiger zu regeln.
Das italienische Rentensystem, eines der solidarischsten in Europa, basiert auf dem Prinzip der Umlagefinanzierung: Arbeitnehmer finanzieren mit ihren Beiträgen die Renten der aktuellen Generation. Das System steht aber zunehmend unter Druck – nicht wegen des demografischen Wandels, sondern wegen der niedrigen Löhne, der prekären Beschäftigung und der einseitigen Finanzierungsbasis. „Wer Renten sichern will, muss die Wertschöpfung als Grundlage nutzen – nicht die Löhne allein“, so Robin.
Kapitalgedeckte Zusatzrenten, die als Allheilmittel propagiert werden, würden laut Robin die soziale Ungleichheit nur noch vergrößern. Sie machen die Altersvorsorge anfällig für Schwankungen der Finanzmärkte und dienen vor allem den Interessen der Finanzindustrie. Schon heute profitieren vor allem wohlhabende Bevölkerungsgruppen von solchen Modellen. Einkommensschwache Arbeitnehmer haben das Nachsehen.
„Renditen sind keine Sicherheit“, so Walther Andreaus, ehrenamtlicher Geschäftsführer von Robin. „Die Mackenroth-Formel zeigt klar: Renten werden aus der aktuellen Wirtschaftsleistung finanziert. Lösungen wie die Wertschöpfungsabgabe könnten die Basis verbreitern, ohne die soziale Sicherheit zu gefährden.“
Robin plädiert für die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe, bei der nicht nur Löhne, sondern die Wertschöpfung (Gewinne, Mieten und andere Einnahmen, Investitionen) als Bemessungsgrundlage für die Finanzierung der Sozialversicherung herangezogen werden. Ein solcher Ansatz würde kapitalintensive Unternehmen stärker einbinden und für mehr Fairness sorgen. Ein Modell, das der österreichische Sozialminister Alfred Dallinger in dne 1980er-Jahren vorgeschlagen hat, könnte als Vorlage dienen.
„Die italienische Politik muss endlich den Mut finden, zukunftsweisende Reformen anzugehen“, so Andreaus. „Die Fixierung auf Leistungskürzungen und private Zusatzvorsorge gefährdet nicht nur die soziale Sicherheit, sondern auch den sozialen Frieden.“
Renten- und Sozialpolitik sollten klar voneinander getrennt werden. Versicherungsfremde Leistungen sollten aus dem Staatshaushalt und nicht aus den Rentenkassen finanziert werden. Nur so kann die langfristige Stabilität des Systems gewährleistet werden.
„Die Altersvorsorge muss allen Generationen gerecht werden. Solidarität statt Privilegien – das ist der Weg, den wir einschlagen müssen“, so Andreaus.
Weitere Infos: www.robinreport.it