Verkehr
„Schutz der Menschen an der A22 hat oberste Priorität“
08.11.2024
Der Ruf nach einem Abfahrverbot entlang der Brennerautobahn war diese Woche Thema im Landtag. „Es geht um den Schutz der Gesundheit der Menschen, die entlang der A22 wohnen. Mit einem durchschnittlichen Verkehrsaufkommen von 6.734 Fahrzeugen täglich allein in den ersten 14 Tagen im Oktober sind die Anwohner rund um die Uhr Unmengen an Staub, Abgasen und Lärm ausgesetzt. Ein Abfahrverbot von der Autobahn nach Tiroler Modell ist daher das Mindeste, was zum Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Menschen im Eisack- und Wipptal getan werden muss“, forderte Franz Ploner vom Team K. in seinem Beschlussantrag, der zusammen mit dem Beschlussantrag der Südtiroler Freiheit zu einem Begehrensantrag zusammengelegt und im Landtag einstimmig verabschiedet wurde. Das römische Parlament und die römische Regierung werden zudem umgehend aufgefordert, eine LKW-Kontingentierung zur Entlastung des lokalen Verkehrs zu prüfen.
„Was mit der Fertigstellung der A22 vom Brenner bis Modena 1974 unter dem Wallnöfer-Zitat ‚Verkehr ist Leben‘ emphatisch als Architektur-Highlight gefeiert wurde und viele Jahre als Symbol für Fremdenverkehr, Wohlstand und Freiheit stand, ist mittlerweile zum Zankapfel, Protestplatz, zur enormen Belastung für die Anrainer-Bevölkerung und zur Mega-Baustelle mutiert. Die Anrainer-Dörfer und ihre Bewohner stöhnen mittlerweile das ganze Jahr über unter dem Lärm, den Abgasemissionen, den Feinstaubbelastungen, den dadurch hervorgerufenen gesundheitlichen Belastungen und den kilometerlangen Staus auf der Staatsstraße entlang der Brennerlinie. Mehr als 50.000 Fahrzeuge passierten, beispielsweise am zweiten Oktoberwochenende 2024 die Stadt Sterzing und Gossensass auf der Staatsstraße, weil es auf der Autobahn kein Weiterkommen mehr gab und Google Maps großzügig Ausweichrouten auch über Seitenstraßen der Anrainer-Dörfer anzeigt.Daher fordern wir im Antrag auch dazu auf, dass die Betreiber der Brennerautobahn bei erhöhten Verkehrsaufkommen und Staugefahr Autobahnleit- und -informationssysteme einsetzen, damit die Transit-Reisenden nicht von der Autobahn abfahren können“, so Franz Ploner. „Dass beispielsweise in der Gemeinde Vahrn eigentlich nur jene LKW von der Autobahn abfahren dürfen, die auf der Strecke Betriebe mit Waren beliefern, funktioniert laut Aussagen von Bürgermeister Andreas Schatzer wegen fehlender Kontrollen auch nicht zur Zufriedenheit der Bevölkerung. Selbst Verkehrsverbotsschilder scheinen wegen mangelnder Kontrolle keine Abschreckungsfunktion auf die LKW-Betreiber zu haben.“
Vom Rekordgewinn an Einnahmen, die die Brennerautobahn AG im Vorjahr verzeichnete – ein satter Anstieg von 61 auf über 80 Millionen Euro entsprechend 31 Prozent in einem Jahr haben die Anwohner entlang der Strecke nichts außer Staub, Lärm und kein Weiterkommen mehr. Selbst den Rettungswägen oder anderen Einsatzfahrzeugen waren die Straßen versperrt. Ein Grundübel des Ganzen – die im Vergleich etwa zur Schweiz oder anderen alpenquerenden Trassen geringe Mautgebühr – ist hinlänglich bekannt, aber noch nie ernsthaft hinterfragt worden. Dass nicht nur der Schwerverkehr, sondern auch der Leichtverkehr enorm zugenommen hat, ist auch eine Tatsache. Das Bundesland Tirol und auch Bayern haben mittlerweile zumindest zu Stoßzeiten mit Abfahrverboten von der Autobahn für Schwer- und Leichtverkehr reagiert und ahnden diesbezügliche Verstöße mit satten Strafgeldern. „Wir hoffen, dass Staat und Autobahnbetreiber auf dieses nun vom Landtag gesetzte starke Signal endlich reagieren und dass Gesundheit, so wie in der italienischen verfassung vorgesehen, Vorrang vor Wirtschaft hat“, unterstreicht Ploner.