Verkehr
"Katastrophale Zustände"
15.10.2024
Die Verkehrssituation im Bezirk ist unerträglich geworden. Am vergangenen Wochenende war das Wipptal sprichwörtlich lahmgelegt: Sowohl die Autobahn als auch die Staatsstraße waren blockiert und verursachten stunden- und kilometerlange Staus, Nebenstraßen und sogar das Zentrum von Sterzing waren verstopft, weil viele Fahrzeuglenker eine Ausweichroute suchten.
Die Wipptaler Bevölkerung ist frustriert, die Bürgermeister sind es auch. Der Bürgermeister von Sterzing, Peter Volgger sagt, „am Rande der Verzweiflung angelangt“ zu sein. Viele Autofahrer auf der Autobahn waren am vergangenen Wochenende angesichts des hohen Verkehrsaufkommens den Anweisungen ihrer Navigationsgeräte gefolgt und „überfluteten“ regelrecht die Stadt. St. Margarethenstraße, Frundsbergstraße, Kitzbühlerstraße, Gänsbacherstraße, Bahnhofstraße ... – alle waren voll von Fahrzeugen.
Bürgermeister Volgger will verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen, da sie „ein Sicherheitsrisiko für die Bürger darstellen“. Sollte keine Abhilfe geschaffen werden, setze die Gemeinde alles daran, die Zufahrt zur Innenstadt für den Durchgangsverkehr „wegen Überlastung“ einzuschränken. „Durchreisende verstopfen die Straßen, um ein, zwei Minuten Zeit zu gewinnen und gefährden damit die Gesundheit und Sicherheit der Sterzinger Bevölkerung. Das kann ich nicht zulassen“, so Volgger. Am Freitag (18. Oktober) findet im Rathaus eine Besprechung mit dem Zivilschutz (Stadtpolizei, Carabinieri, Verkehrspolizei, Feuerwehr, Weißes Kreuz) statt, um die notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Martin Alber, Bürgermeister der Gemeinde Brenner, berichtet von ähnlichen Erfahrungen und spricht von einer „katastrophalen Situation“ auf den Straßen. Ein Bürger habe ihm berichtet, dass er von Sterzing bis zu seinem Haus am Brenner zwei Stunden gebraucht habe. Alber gibt Österreich nicht die alleinige Schuld am Verkehrschaos, sondern verweist u. a. auf die vielen Baustellen, wie die sanierungsbedürftige Lueg-Brücke, die seit dem 7. Oktober in beiden Richtungen nur noch einspurig befahrbar ist, was den Verkehrsfluss bis Innsbruck zusätzlich erschwere. Auch beim Grenztunnel am Brennerpass ist derzeit nur eine Fahrspur befahrbar.
Die Bürgermeisterin der Gemeinde Freienfeld, Verena Überegger, bezeichnet das Verkehrschaos als „unzumutbar für die Bewohner des Wipptals“, da es vielen den Weg zur Arbeit erschwere. An Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen sei es mittlerweile unmöglich geworden, Freizeitaktivitäten auszuüben, weil man einfach nicht zu ihnen hinkomme. Auch Rettungskräfte würden im Notfall nicht mehr zum Einsatzort gelangen.
Der Verkehr im Wipptal ist zu einem chronischen Problem geworden, das die Lebensqualität, Sicherheit und Gesundheit der Bewohner wie auch die Attraktivität des Tales stark beeinträchtigt. Die Bevölkerung ärgert sich über den ständigen LKW-Verkehr an Werktagen und den chaotischen Touristenverkehr, der den Bewohnern im Bezirk keine Verschnaufpause mehr lässt. Ohne entschlossenes und langfristiges Handeln, so die Befürchtung vieler, wird das Tal eines Tages wohl unbewohnbar sein.
cm/rb (Foto: Ludwig Grasl)