Kultur
Ein Fest mit alten Wurzeln
12.08.2024
Viele Ortsgruppen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation bereiten für den Hochunserfrauentag (15. August) Kräutersträuße vor und verteilen sie nach der Segnung an die Kirchgänger. “Es ist schön mitzuerleben, dass der Brauch nicht nur in ländlichen Gemeinden, sondern auch in den Städten noch gelebt wird. Vergelt’s Gott dafür!“, so Landesbäuerin Antonia Egger.
Mariä Himmelfahrt wird als Hoher Frauentag begangen. Damit beginnen in der katholischen Kirche die Frauendreißiger - 30 Tage, in denen Marienprozessionen abgehalten werden. Auch der
Gedenktag Mariä Geburt am 8. September fällt in den Zeitraum dieser 30 Tage, die mit Mariä Namen am 12. September abgeschlossen werden. „Für uns Bäuerinnen ist dieser Festtag sehr wichtig: Zum einen, weil der Glaube an die Kraft der Kräuter tief verankert ist, zum anderen, weil der Glaube im bäuerlichen Alltag eine besondere Rolle spielt. Uns ist es deshalb ein Anliegen, diesen Festtag zu ehren und auch darüber nachzudenken, was er uns bedeutet und wie er uns Halt im Alltag geben kann“, so Landesbäuerin Antonia Egger. In
Gries bei Bozen binden die Bäuerinnen seit über 40 Jahren Kräutersträuße und
verteilen diese nach der Heiligen Messe. Zwischen 150 und 180
Kräutersträuße werden jedes Jahr verschenkt.
Die Bedeutung der Kräutersträuße reicht weit über den Festtag hinaus. Sie werden getrocknet und dann u.a. auf dem Dachboden oder im
Herrgottswinkel aufgehängt. Früher haben vor allem Hebammen und andere Kräuterkundige Kräuter weihen lassen und den Kräuterbuschen als
Kräuterapotheke verwendet. Wenn jemand krank war, wurde ein Teeaufguss gemacht. In der Winterszeit haben die Bauersleute den Kräuterbuschen zum
Räuchern in den Rauhnächten verwendet. Heute noch dient der geweihte Kräuterbusch bei einem Unwetter: Ein Zweig wird ins Feuer geworfen, das helfe gegen Blitzschlag. Oft werden zerriebene Blätter vom Kräuterbuschn kranken Tieren ins Futter gemischt.
Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation lädt alle Interessierten ein, am Hochunserfrauentag teilzunehmen und einen gesegneten Kräuterstrauß mit nach Hause zu nehmen - oder auch selber einen Strauß zu winden. Dieser wertvolle Brauch verbindet Generationen und trägt zur Erhaltung und Pflege unseres kulturellen Erbes bei.
Anleitung zum Kräuterbuschn winden
(SBO, Foto: SBO)